Der zunehmende Fachkräftemangel erhöht die Sensibilität der Unternehmen für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Um Fachkräfte - männliche wie weibliche - zu finden oder ans Unternehmen zu binden, wollen immer mehr Firmen ihre Angebote zur betrieblich unterstützenden Kinderbetreuung ausbauen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie eine Unternehmensbefragung des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK).
Vor einem Jahr haben noch 40 Prozent der Unternehmen erwartet, Probleme bei der Rekrutierung von Fachkräften zu haben, heute sagen das schon 61 Prozent. "Innerhalb eines Jahres hat die Erkenntnis, dass der Fachkräftemangel da ist, an Deutlichkeit gewonnen", sagt Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen, "aber wir haben den Schlüssel zum Handeln in der Hand. Die Unternehmen realisieren inzwischen, dass Vereinbarkeit von Familienleben und echten Karrierechancen die Schlüsselfrage für die Rekrutierung von Fachkräften ist", so die Ministerin.
DIHK-Präsident Ludwig Georg Braun sieht die Beteiligten auf dem richtigen Weg: "Die bisherigen Maßnahmen wie das Elterngeld waren richtige Schritte. Hier dürfen wir aber nicht stehen bleiben, sondern müssen jetzt auch die Betreuungssituation verbessern. Ich unterstütze ausdrücklich die Idee, Gutscheine für die Eltern von Ein- bis Dreijährigen einzuführen. Die Eltern erhalten dadurch die Möglichkeit, Formen der Betreuung und Förderung ihrer Kinder selbst auszuwählen."
Ausgewählte Ergebnisse der Umfrage
Ausgewählte Ergebnisse der Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag des Bundesfamilienministeriums zur betrieblichen Kinderbetreuung haben ergeben: Die Unternehmen, die bereits jetzt auf betriebliche Kinderbetreuung setzen, berichten von positiven Effekten auf die Arbeitsmotivation (94 Prozent), das Image des Unternehmens (76 Prozent) und auf die Rekrutierung von Fachkräften (58 Prozent). Weitere Ergebnisse der Befragung sind:Die Bereitschaft zum betrieblichen Engagement ist hoch: Mehr als ein Drittel der Unternehmen (36 Prozent) ist prinzipiell daran interessiert, ihre Beschäftigten bei der Kinderbetreuung zu unterstützen. Für eine deutliche Mehrheit von ihnen (57 Prozent) würde eine staatliche Anschubfinanzierung die Entscheidung für ein betriebliches Engagement in der Kinderbetreuung erleichtern.
Betriebliches Engagement in der Kinderbetreuung ist ein Erfolgsfaktor: Neben der Arbeitszeitflexibilisierung gilt die betrieblich unterstützte Kinderbetreuung bei über 40 Prozent der Unternehmen als gute Möglichkeit, den Beschäftigten die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu erleichtern.
Familienfreundlichkeit wird zunehmend zum Wettbewerbsvorteil: Fast die Hälfte (44 Prozent) der Unternehmensleitungen vertritt die Auffassung, dass familienfreundliche Angebote bei der Personalgewinnung in Zukunft eine wichtige Rolle spielen werden, von den größeren Unternehmen meinen dies sogar zwei Drittel (67 Prozent).Auch das Elterngeld kommt bei den Beschäftigten gut an. Das belegen ausgewählte Ergebnisse aus dem IHK-Unternehmensbarometer:Gut die Hälfte der Betriebe erwartet, dass Eltern häufiger als bisher aus der Elternzeit zurückkehren (51 Prozent). Mehr als vier von zehn Unternehmen rechnen zudem mindestens teilweise mit kürzeren Elternzeiten und noch mal knapp 43 Prozent mit einer verstärkten Beteiligung der Väter bei der Elternzeit.
Eine Ausweitung des Betreuungsangebotes für unter Dreijährige sehen 84 Prozent der Unternehmen als dringend notwendig bzw. notwendig an, die Flexibilisierung der Öffnungszeiten bestehender Kitas sogar fast 90 Prozent.
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